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Über das Löcherbohren

Das Bohren dicker Bretter ist hier nicht Gegenstand der Überlegungen. Wir wollen uns über das Herstellen von Wildbienennisthilfen, kurz WiBiNiHi unterhalten und dabei das Augenmerk auf Wildbienen-freundliche Höhlungen richten. Wenn ich es richtig überschlage, sind es wohl so 10.000 bis 15.000 Löcher, die ich mittlerweile für unsere Wildbienen gebohrt habe. Ich kann also auf eine gewisse Erfahrung zurückblicken und will diese gerne hiermit weitergeben. Dass das Holz möglichst trocken sein soll, dass nicht ins Hirnholz gebohrt wird und kein Nadelholz verwendet wird, ist an anderer Stelle ausreichend erläutert und begründet worden und damit allgemein bekannt. Ich verwende fast ausschließlich Eichenholz: Ich bin in der glücklichen Lage, aus Abbruchhäusern einen „Schatz“ an alten Eichenbalken gesichert zu haben. Bevor es mit der Bohrerei losgeht, bedarf es jedoch noch Einiges an Vorbereitungen: Soweit noch nicht vorhanden, versuche ich, an einer Seite eine glatte Oberfläche herzustellen. Die meisten meiner Balkenstücke sind weit davon entfernt, eine solche aufzuweisen. Sie waren überwiegend als Deckenbalken eingebaut und haben seitlich durchgehende handgeschlagene Kerben. Die zwei anderen Seiten sind oft sehr grob behauen. Die einstige Deckenseite ist zudem mit abgebrochenen rostigen Nägeln gespickt. Da ich keine große Kreissäge besitze und deren Einsatz angesichts der nicht immer sichtbaren Nägel auch keine gute Idee wäre, benutze ich eine leistungsstarke Benzin-Motorsäge, mit der ich für die künftige „Eingangs-Seite“ drei bis vier cm längs vom Balken absäge. Das gelingt nicht immer sehr gerade und verschleißt natürlich auch immens die Ketten, aber es ist ein Weg, die Balken verwendbar zu machen. Mit einem Bandschleifer und sehr grobem Korn (24 und 40) werden nun die Sägespuren beseitigt. Mit einem Exzenterschleifer werden die groben Schleifspuren entfernt, so dass nun eine zwar nicht ganz ebene aber ausreichend saubere und glatte Oberfläche entstanden ist. Wichtig ist dabei, den Schleifstaub abzusaugen, da der Eichenstaub nicht besonders gesundheitsförderlich ist. Ich spanne nun das Balkenstück in meine Werkbank ein oder befestige es bei schönem Wetter draußen mit Schraubzwingen an unserem Gartentisch. Aus Gründen des Hausfriedens lege ich vorsichtshalber ein altes Brett unter, damit nicht bei einem versehentlichen Durchbohren der Teakholztisch auch zur WiBiNiHi mutiert. (Super-GAU!) Jetzt kommt die kreative Arbeit: Mit einem weichen Bleistift (6B) zeichne ich die Muster vor. Dabei lasse ich mich manchmal von der Holzmaserung leiten, berücksichtige Äste, Zapflöcher und evtl. Risse. Wenn alles stimmt, kommt der nächste Schritt. Jetzt kann also endlich gebohrt werden! Nach Paul Westrich sollen die Löcher einen Durchmesser von 2,5 bis 9 mm haben, damit jede Art die ihnen angemessene Röhre vorfindet. Zunächst bieten sich natürlich Holzspiralbohrer mit Zentrierspitze an, damit eine ausrissfreie Bohrung gewährleistet ist und das Loch auch da entsteht, wo man es haben will. Klappt auch einwandfrei, bis man auf einen versteckten rostigen Nagel trifft. Aus die Maus. Den Bohrer kann man getrost wegwerfen. Aber für kleine Arbeitsstücke aus nagelfreiem Holz ist das eine gute Methode; wenn allerdings so ungefähr das 100. Loch entstanden ist, will der Bohrer auch nicht mehr. Das sieht man an den blauen Rauchwölkchen, die aus dem Bohrloch quellen. Man merkt, dass die Maschine sich sehr quält und es nach heißem Metall und verbranntem Holz riecht. Also: HSS-Bohrer! Für Stahl und Alles. Leider werden damit die Locheingänge nicht so sauber. Das Holz reißt aus und es entstehen Splitter. Das sieht nicht nur unschön aus, sondern beschädigt auch die zarten Flügel der Wildbienen. Die Splitter können allerdings durch gründliches Schleifen nach dem Bohren weitgehend entfernt werden. Ich habe auch schon den Anfang mit einem Holzbohrer gemacht und dann mit dem HSS-Bohrer weitergebohrt. Das ist zwar aufwändig, gibt aber sehr saubere Eingänge. Die Bienchen sind dafür sicher dankbar. Beim Bohren ziehe ich den Bohrer öfter wieder hoch, damit die Bohrspäne herausfliegen können. (Wenn die Bohrspäne zu lange im Loch bleiben, gibt es eine starke Reibungshitze und es fängt an zu qualmen.) Der Bohrer muss dazu nicht ganz aus dem Loch gezogen werden. Ein erneutes Ansetzen kann den sauberen Eingang wieder gefährden. Manchmal bleibt das ausgebohrte Holzmaterial auch am Bohrer kleben. Das passiert besonders bei kleinen Durchmessern. Da hilft nur: doch ganz rausziehen und bei leicht drehendem Bohrer das verklebte Material am Balken seitlich abstreifen. Da die meisten Bohrer-Sätze relativ kurz sind, verwende ich zum größten Teil längere Spezial-Bohrer. Wenn der Bohrer länger ist als das Werkstück dick, markiere ich mit Klebeband am Bohrer, wie tief ich maximal bohren darf. Sonst gibt’s einen Hinterausgang und Zugluft. Auch für die tieferen Löcher sind die Bienchen dankbar, können so doch mehr Brutkammern angelegt werden. Damit die Bohrer nicht zu heiß laufen, verwende ich mehrere Bohrmaschinen mit den unterschiedlichen Bohrer-Durchmessern im Wechsel. Das halten die Bohrer gut aus, nur ich nicht! Ich muss nach ein bis zwei Stunden aufhören, sonst protestiert unerbittlich mein „Tennis“ – Arm. Wer jetzt denkt, das war‘s, den muss ich leider enttäuschen. Denn wenn alle vorgesehenen Löcher gebohrt sind, sollen sie ja auch leer sein. Nichts ist lästiger, als beim Einzug ins neue Heim erst noch die Hinterlassenschaften der Bauleute wegräumen zu müssen. Also heißt es: das Werkstück umdrehen und kräftig ausklopfen und mit dem Staubsauger die Löcher aussaugen. Trotzdem bleiben in einzelnen Löchern noch Bohrspäne stecken. Hier gehe ich mit Mini-Flaschenbürstchen (es gehen wahrscheinlich auch Pfeifenreiniger) in jedes Loch und putze sie alle nochmal aus. Bei feststeckenden Spänen muss unter Umständen noch mal nachgebohrt werden. Dazu reicht dann ein Bohrer mit kleinerem Durchmesser als das jeweilige Loch. Wenn nun alle Löcher sauber sind, wird die Oberfläche mit dem Exzenter- oder Schwingschleifer geschliffen (Korn 80 / 100). Das nimmt noch restliche Unsauberkeiten an den Locheingängen weg. Einzelne hartnäckige Querfasern können mit einem Stückchen ganz eng zusammengerolltem feinem Schleifpapier (180) ausgefeilt werden. Das Finish wird mit Schleifpapier (180) von Hand hergestellt. Ein entsprechender Hut darf natürlich nicht fehlen, ebenso wie eine Bodenbefestigung, damit das gute Stück auch im Garten aufgestellt werden kann. (s. Making of WiBiNiHi) Endlich ist die WiBiNiHi fertig und kann regengeschützt, südöstlich bis südwestlich ausgerichtet aufgestellt werden. So ihr Bienchen, ihr könnt jetzt kommen!